Bias in der Marktforschung: Wie Verzerrungen die Ergebnisse beeinflussen und was Sie dagegen tun können

1. Einleitung

Bias ist in der Marktforschung ein allgegenwärtiges, aber oft unterschätztes Phänomen, das die Validität und Verlässlichkeit von Daten erheblich beeinträchtigen kann. In einer Zeit, in der datenbasierte Entscheidungen für Unternehmen immer wichtiger werden, ist es unerlässlich, die Rolle von Bias zu verstehen und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um dessen Einfluss zu minimieren.

Der Begriff „Bias“ beschreibt systematische Verzerrungen, die dazu führen, dass die gewonnenen Daten nicht die tatsächlichen Gegebenheiten widerspiegeln. Diese Verzerrungen können in verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses auftreten – von der Stichprobenauswahl bis zur Interpretation der Ergebnisse – und haben tiefgreifende Konsequenzen für die Qualität der Forschungsergebnisse und letztlich auch für die strategischen Entscheidungen, die auf diesen basieren.

In der Marktforschung geht es darum, aussagekräftige und präzise Erkenntnisse über Märkte, Zielgruppen und Verbraucherpräferenzen zu gewinnen. Doch selbst kleinste Verzerrungen können dazu führen, dass diese Erkenntnisse ungenau oder irreführend sind. Entscheidungen, die auf solchen verzerrten Daten beruhen, bergen das Risiko, Ressourcen ineffizient zu nutzen, Marktpotenziale falsch einzuschätzen oder sogar die Markenwahrnehmung negativ zu beeinflussen.

Um die tatsächlichen Bedürfnisse und Erwartungen der Konsumenten abzubilden, ist es entscheidend, Bias zu identifizieren und aktiv zu bekämpfen. Unternehmen, die auf valide Daten vertrauen können, haben die besten Chancen, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und fundierte Entscheidungen zu treffen, die auf einer soliden Informationsbasis beruhen.

Marktforscher stehen daher vor der Herausforderung, ihre Erhebungsmethoden so zu gestalten, dass sie Bias minimieren und repräsentative, objektive Ergebnisse liefern. Dies erfordert nicht nur technisches Wissen und methodische Sorgfalt, sondern auch eine tiefe Sensibilisierung für die verschiedenen Arten von Bias, die in der Marktforschung auftreten können.

Bias ist kein unvermeidliches Übel, sondern eine Herausforderung, der sich die Marktforschung aktiv stellen muss.

 

2. Die Bedeutung von Bias in der Marktforschung

Bias ist ein zentrales Risiko in der Marktforschung, das die Qualität der gewonnenen Daten und die Genauigkeit von Analysen massiv beeinflussen kann. In einer Welt, in der datengetriebene Entscheidungen zunehmend an Bedeutung gewinnen, sind unverzerrte, präzise Daten für Unternehmen von unschätzbarem Wert. Bias kann jedoch dazu führen, dass Unternehmen falsche Schlüsse ziehen, was gravierende Auswirkungen auf Marketingstrategien und operative Entscheidungen haben kann.

Die Qualität von Marktforschungsdaten bestimmt maßgeblich, ob die darauf aufbauenden Entscheidungen erfolgreich sind. Wenn ein Unternehmen auf verzerrte Daten setzt, besteht die Gefahr, dass es Marktchancen verpasst oder fehlerhafte Annahmen über das Verhalten und die Bedürfnisse seiner Zielgruppen trifft. Dies kann dazu führen, dass Produkte oder Dienstleistungen nicht den Anforderungen des Marktes entsprechen oder Marketingmaßnahmen ihr Potenzial verfehlen.

Die Auswirkungen von Bias sind weitreichend. Bei Stichprobenverzerrungen, bei denen die befragte Gruppe nicht repräsentativ für die gesamte Zielgruppe ist, spiegeln die Ergebnisse möglicherweise nicht die tatsächlichen Präferenzen der Konsumenten wider. Dies kann sich auf Preisstrategien, Produktentwicklung und Kommunikationsmaßnahmen auswirken. Ähnlich problematisch ist der Confirmation Bias, bei dem bestehende Annahmen des Unternehmens unbewusst durch die Forschungsergebnisse gestützt werden, auch wenn diese Annahmen nicht korrekt sind.

Bias beeinflusst jedoch nicht nur die Datenerhebung und -interpretation, sondern auch die allgemeine Glaubwürdigkeit der Marktforschung. In einer Zeit, in der der Zugang zu Informationen immer einfacher wird, setzen Unternehmen auf präzise und valide Erkenntnisse, um im Wettbewerb zu bestehen. Wenn jedoch Bias die Ergebnisse verzerrt, verliert die Forschung an Relevanz und Vertrauen – sowohl intern als auch extern.

Der Schlüssel zur Überwindung dieser Herausforderungen liegt in einem umfassenden Verständnis der Mechanismen, die zu Bias führen, und in der Anwendung von Methoden, die dessen Einfluss minimieren. Indem Unternehmen sicherstellen, dass ihre Daten so unverzerrt wie möglich sind, schaffen sie eine stabile Grundlage für die Entwicklung wirksamer Strategien, die auf den realen Bedürfnissen ihrer Zielgruppen basieren.

3. Arten von Bias in der Marktforschung

Bias tritt in vielen Formen auf und kann die Ergebnisse von Marktforschungsstudien erheblich verfälschen. Um die Aussagekraft der gewonnenen Daten zu sichern, ist es entscheidend, die verschiedenen Arten von Bias zu kennen und Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu minimieren.

3.1. Sampling Bias (Stichprobenverzerrung)

Sampling Bias entsteht, wenn die ausgewählte Stichprobe nicht repräsentativ für die Gesamtpopulation ist. Wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen über- oder unterrepräsentiert sind, spiegeln die Ergebnisse möglicherweise nicht die tatsächlichen Ansichten oder Verhaltensweisen wider. Dies ist insbesondere in Online-Umfragen relevant, bei denen z. B. ältere Menschen oder Personen ohne Internetzugang oft unterrepräsentiert sind. Fehlentscheidungen auf Basis unrepräsentativer Daten können gravierende Auswirkungen auf Marketingstrategien haben.

3.2. Response Bias (Antwortverzerrung)

Response Bias tritt auf, wenn Teilnehmer nicht ihre wahren Meinungen oder Verhaltensweisen preisgeben, sondern ihre Antworten aus verschiedenen Gründen verfälschen. Diese Bias spielt besonders bei Fragen zur Kaufabsicht oder Produktnutzung eine Rolle. Wenn Teilnehmer wissen, dass ihre Antworten den weiteren Verlauf der Befragung beeinflussen – etwa, ob sie weiter teilnehmen dürfen oder nicht –, könnten sie ihre Antworten entsprechend anpassen. Ein Beispiel ist, dass Teilnehmer möglicherweise fälschlicherweise angeben, eine Kaufabsicht zu haben, um nicht von der Umfrage ausgeschlossen zu werden. Ein weiteres wichtiges Beispiel ist die soziale Erwünschtheit. Dabei verschleiern Teilnehmer ihre wahre Haltung, da sie wissen, dass sie unpopulär ist oder gegen soziale Normen verstößt, beispielsweise Ausländerfeindlichkeit. Diese Art der Verzerrung stellt auch in der Marktforschung eine erhebliche Herausforderung dar, wenn es darum geht, valide Vorhersagen über das zukünftige Verhalten von Konsumenten zu treffen.

3.3. Recall-Bias (Erinnerungsverzerrung)

Recall-Bias tritt auf, wenn Befragte dazu aufgefordert werden, sich an vergangene Ereignisse, Handlungen oder Entscheidungen zu erinnern, oft über einen längeren Zeitraum hinweg. Dieser Bias ist in der Marktforschung besonders relevant, wenn Teilnehmer gebeten werden, sich an Service-Erfahrungen, Kaufentscheidungen oder andere wichtige Ereignisse zu erinnern, die Monate zurückliegen. Die Genauigkeit dieser Erinnerungen ist oft begrenzt, da Menschen dazu neigen, vergangene Ereignisse zu idealisieren, zu verzerren oder wichtige Details zu vergessen.

Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Befragung zu einer Service-Situation, die sechs Monate oder länger zurückliegt. Teilnehmer könnten sich nicht mehr genau an die Details erinnern, sondern ihre Antwort auf Basis aktueller Erfahrungen oder ihrer generellen Einstellung gegenüber der Marke abgeben. Diese Verzerrung führt dazu, dass Unternehmen falsche Schlüsse über die tatsächliche Servicequalität ziehen und möglicherweise an den falschen Stellen Optimierungen vornehmen.

Darüber hinaus kann der Recall-Bias auch durch Teleskopierung verstärkt werden, bei der Teilnehmer Ereignisse, die weiter zurückliegen, als näher in der Zeit wahrnehmen. Ein Kunde könnte beispielsweise eine negative Service-Erfahrung, die schon ein Jahr zurückliegt, so schildern, als hätte sie erst vor wenigen Wochen stattgefunden, was die zeitliche Dimension in den Ergebnissen verfälscht.

3.4. Non-Response Bias

Non-Response Bias entsteht, wenn bestimmte Teilnehmergruppen sich weigern oder nicht in der Lage sind, an der Umfrage teilzunehmen. Wenn beispielsweise eine Umfrage zur Kundenzufriedenheit durchgeführt wird, aber nur unzufriedene Kunden antworten, weil zufriedene Kunden keinen Grund sehen, ihre Meinung mitzuteilen, entsteht ein verzerrtes Bild. Diese Verzerrung lässt sich durch gezielte Maßnahmen wie Follow-up-Befragungen oder Anreize für die Teilnahme verringern.

3.5. Weitere Formen von Bias

Andere wichtige Verzerrungen in der Marktforschung umfassen den Interviewer-Bias, bei dem die Art und Weise, wie der Interviewer Fragen stellt, die Antworten beeinflusst, sowie den Confirmation Bias, bei dem Forscher dazu neigen, Daten zu interpretieren, die ihre eigenen Erwartungen bestätigen. Diese Verzerrungen können die Forschungsergebnisse auf subtile, aber weitreichende Weise beeinflussen.

Der Umgang mit diesen verschiedenen Bias-Arten erfordert ein umfassendes Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen und die Anwendung geeigneter Gegenmaßnahmen, um möglichst valide und aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Der Recall-Bias und der Response Bias stellen dabei besondere Herausforderungen dar, die in der Praxis häufig vorkommen und die Aufmerksamkeit der Marktforscher erfordern, um präzise Daten zu gewährleisten.

4. Strategien zur Minimierung von Bias

Bias in der Marktforschung lässt sich zwar nie vollständig vermeiden, doch durch den Einsatz gezielter Strategien kann er deutlich reduziert werden. Es ist von zentraler Bedeutung, im gesamten Forschungsprozess – von der Datenerhebung bis zur Auswertung – Maßnahmen zu implementieren, die Verzerrungen minimieren und somit die Qualität und Aussagekraft der Ergebnisse erhöhen.

4.1. Best Practices zur Stichprobengewinnung

Die Auswahl der richtigen Stichprobe ist ein zentraler Faktor, um Sampling Bias zu verhindern. Eine repräsentative Stichprobe stellt sicher, dass die Daten die gesamte Zielgruppe abbilden. Eine zufällige Stichprobenauswahl ist eine der effektivsten Methoden, um Verzerrungen zu vermeiden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Stichprobengröße ausreichend groß ist, um statistisch belastbare Aussagen treffen zu können. Oftmals wird zusätzlich ein Schichtungsansatz verwendet, bei dem die Zielgruppe in relevante Subgruppen unterteilt wird, um eine genauere Repräsentation zu gewährleisten.

4.2. Anonyme Erhebungsmethoden zur Verringerung von Antwortverzerrungen

Antwortverzerrungen, wie der Response Bias, können durch anonyme Befragungen verringert werden. Wenn Teilnehmer das Gefühl haben, dass ihre Antworten anonym bleiben, sind sie eher bereit, ehrlich und offen zu antworten. Dies reduziert den sozialen Erwünschtheitseffekt und sorgt für realistischere Daten. Auch die Gestaltung der Fragen sollte neutral erfolgen, ohne den Befragten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Klare, präzise und verständliche Fragen fördern außerdem eine höhere Genauigkeit der Antworten.

4.3. Objektive und neutrale Fragengestaltung

Die Formulierung von Fragen hat einen erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse. Leading Questions, also suggestive Fragen, die den Befragten zu einer bestimmten Antwort lenken, sollten unbedingt vermieden werden. Stattdessen ist es wichtig, Fragen so neutral wie möglich zu gestalten, um den Teilnehmern Raum für ihre eigenen Meinungen und Einschätzungen zu geben. Darüber hinaus sollten Forscher Closed-Ended-Fragen (Multiple-Choice) mit offenen Fragen kombinieren, um sowohl quantitatives als auch qualitatives Feedback zu erfassen.

4.4. Einsatz von Technologie und Automatisierung zur Datenvalidierung

Technologische Lösungen bieten innovative Möglichkeiten, Bias zu minimieren. Automatisierte Prozesse und Algorithmen können helfen, untypische oder verdächtige Antwortmuster zu identifizieren und auszuschließen. Tools zur Datenvalidierung können sicherstellen, dass unvollständige oder inkonsistente Antworten erkannt und bereinigt werden. Darüber hinaus ermöglichen digitale Befragungstools eine effizientere Stichprobensteuerung und erlauben es, den Befragungsprozess dynamisch an unterschiedliche Teilnehmergruppen anzupassen.

4.5. Einsatz von Kontrollgruppen und experimentellen Designs

Die Implementierung von Kontrollgruppen in experimentelle Designs ist eine wirksame Methode, um Bias zu kontrollieren. Kontrollgruppen ermöglichen es, externe Einflüsse auf das Forschungsergebnis zu isolieren und zu verstehen, wie sich bestimmte Variablen auf das Ergebnis auswirken. Randomisierte Kontrollversuche (RCTs) sind ein bewährtes Instrument, um den Einfluss von Bias in der Forschung zu minimieren und die internen Validität der Ergebnisse zu steigern.

Mit diesen Ansätzen lassen sich viele Arten von Bias erfolgreich bekämpfen und die Zuverlässigkeit der Marktforschungsergebnisse signifikant verbessern. Die Anwendung dieser Methoden sollte ein fester Bestandteil jedes Forschungsdesigns sein, um fundierte, unverzerrte Erkenntnisse zu gewinnen.

5. Bias in der digitalen Marktforschung

Die zunehmende Digitalisierung der Marktforschung hat zwar viele Vorteile gebracht – darunter schnellere Datenerhebung, größere Stichproben und automatisierte Analyseprozesse – doch gleichzeitig birgt sie neue Herausforderungen in Bezug auf Bias. In einer digitalisierten Umgebung können Bias-Quellen, die zuvor kaum eine Rolle spielten, plötzlich bedeutend werden. Daher müssen Forscher und Unternehmen sich dieser neuen Verzerrungen bewusst sein und geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen.

5.1. Herausforderungen durch digitale und automatisierte Erhebungsverfahren

Digitale Erhebungsmethoden wie Online-Umfragen und mobile Datenerfassung bieten eine große Reichweite und ermöglichen es, schnell eine Vielzahl von Daten zu sammeln. Allerdings können auch hier Verzerrungen auftreten. Ein zentraler Aspekt ist der Selbstselektionsbias, der auftritt, wenn sich Personen freiwillig zur Teilnahme entscheiden. Diese Selbstselektion kann bedeuten, dass nur Personen teilnehmen, die eine bestimmte Affinität zu dem Forschungsthema haben, während andere wichtige Gruppen möglicherweise nicht berücksichtigt werden. Darüber hinaus können technische Hürden oder der Zugang zu digitalen Geräten bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschließen, was zu einer Verzerrung der Daten führt.

5.2. Big Data und algorithmischer Bias

Mit dem Aufkommen von Big Data hat sich die Art und Weise, wie Daten in der Marktforschung gesammelt und analysiert werden, grundlegend verändert. Während Big Data neue Chancen bietet, entstehen auch neue Formen von Bias, insbesondere durch algorithmischen Bias. Algorithmen, die zur Analyse großer Datenmengen verwendet werden, basieren oft auf historischen Daten. Wenn diese Daten bereits Verzerrungen enthalten, können die Algorithmen diese verstärken. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass bestimmte Konsumentengruppen übersehen oder deren Präferenzen falsch interpretiert werden. Ein weiteres Problem liegt in der Annahme, dass größere Datenmengen automatisch präzisere Ergebnisse liefern – ohne Berücksichtigung der Qualität und Repräsentativität der Daten.

5.3. Strategien zur Sicherstellung repräsentativer Daten im digitalen Zeitalter

Um Bias in der digitalen Marktforschung zu minimieren, müssen Unternehmen und Forscher sicherstellen, dass ihre Erhebungsmethoden und Algorithmen so gestaltet sind, dass sie möglichst repräsentative Daten liefern. Eine Möglichkeit ist der gezielte Einsatz von gewichteten Stichproben, bei denen bestimmte Bevölkerungsgruppen, die in der Datenbasis unterrepräsentiert sind, stärker gewichtet werden. Dies kann helfen, eine größere Ausgewogenheit und Repräsentativität zu gewährleisten.

Zudem sollten Algorithmen regelmäßig überprüft und kalibriert werden, um sicherzustellen, dass sie keine systematischen Verzerrungen verstärken. Ethikrichtlinien und Transparenz in der Datenverarbeitung spielen hierbei eine wichtige Rolle. Unternehmen müssen sich darüber hinaus bewusst sein, dass digitale Datenerhebung allein nicht ausreicht, um umfassende Erkenntnisse zu gewinnen. Eine Kombination aus digitalen und traditionellen Methoden kann helfen, Bias zu verringern und eine robustere Datenbasis zu schaffen.

In einer zunehmend digitalisierten Marktforschungslandschaft ist es wichtiger denn je, sich der neuen Formen von Bias bewusst zu sein und proaktiv Strategien zur Minimierung zu entwickeln. Nur so können Unternehmen sicherstellen, dass ihre digitalen Forschungsergebnisse genau, repräsentativ und für fundierte Entscheidungen geeignet sind.

6. Die Rolle der Marktforscher in der Bias-Reduktion

Marktforscher spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Bias zu erkennen, zu reduzieren und die Integrität der Daten sicherzustellen. Obwohl technische Tools und Methoden dabei helfen können, Verzerrungen zu minimieren, ist das Bewusstsein und die Kompetenz der Forscher selbst von zentraler Bedeutung. Die Verantwortung, valide und aussagekräftige Ergebnisse zu liefern, liegt letztendlich bei denjenigen, die die Forschung gestalten und durchführen. Ein methodisches Vorgehen, ethisches Bewusstsein und kontinuierliche Weiterbildung sind unverzichtbar, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.

6.1. Die Verantwortung von Marktforschern für die Qualität ihrer Ergebnisse

Marktforscher tragen die Verantwortung dafür, dass ihre Studien so frei von Bias wie möglich sind. Dies beginnt mit der sorgfältigen Planung des Forschungsdesigns und der Auswahl der geeigneten Methoden. Marktforscher müssen sicherstellen, dass ihre Stichproben repräsentativ sind, die Fragen objektiv formuliert werden und die Analyseverfahren robust und nachvollziehbar sind. Selbst bei der Interpretation der Ergebnisse sollten Forscher darauf achten, ihre eigenen Annahmen und Vorurteile zu hinterfragen, um den Confirmation Bias zu vermeiden. Durch diese Achtsamkeit können sie die Verlässlichkeit ihrer Arbeit gewährleisten und so einen nachhaltigen Mehrwert für Unternehmen schaffen.

6.2. Weiterbildung und Sensibilisierung für Bias

Eine kontinuierliche Weiterbildung ist essenziell, um immer auf dem neuesten Stand der Forschung und Methodik zu bleiben. Da sich die Methoden der Datenerhebung und -analyse ständig weiterentwickeln, müssen Marktforscher sich regelmäßig über neue potenzielle Bias-Quellen informieren und lernen, wie diese vermieden werden können. Schulungen und Workshops, die sich explizit mit den verschiedenen Arten von Bias befassen, können das Bewusstsein für unbewusste Verzerrungen schärfen und helfen, sie im eigenen Forschungsprozess frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren.

6.3. Zusammenarbeit mit interdisziplinären Teams zur Verbesserung der Datenintegrität

Um Bias effektiv zu minimieren, kann es hilfreich sein, interdisziplinär zu arbeiten. Teams, die aus Experten unterschiedlicher Disziplinen bestehen, bieten verschiedene Perspektiven auf den Forschungsprozess. So können Psychologen, Datenwissenschaftler, Soziologen oder Verhaltensforscher wertvolle Inputs liefern, um potenzielle Bias-Quellen zu identifizieren und Forschungsergebnisse objektiv zu bewerten. Eine solche Zusammenarbeit führt oft zu tiefergehenden Einsichten und einer höheren Datenintegrität.

Darüber hinaus spielt auch die enge Zusammenarbeit mit den Auftraggebern der Forschung eine wichtige Rolle. Es ist entscheidend, die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden im Vorfeld klar zu kommunizieren, damit das Forschungsdesign und die Interpretation der Ergebnisse so objektiv wie möglich bleiben. Kunden, die sich bewusst sind, wie Bias entsteht und welche Maßnahmen zu dessen Reduktion getroffen werden, sind in der Regel auch bereit, in qualitativ hochwertige Forschung zu investieren, die langfristig fundierte Entscheidungen unterstützt.

Marktforscher sind nicht nur Techniker, die Daten erheben und analysieren, sondern auch Strategen und Ethiker, die sicherstellen müssen, dass ihre Forschung den höchsten Standards gerecht wird. Indem sie die Verantwortung für die Reduktion von Bias übernehmen, tragen sie dazu bei, dass Marktforschungsergebnisse verlässlicher werden und eine bessere Grundlage für fundierte geschäftliche Entscheidungen bieten.

Das Wichtigste in Kürze

Bias stellt eine der größten Herausforderungen in der Marktforschung dar und kann die Validität von Studienergebnissen erheblich beeinträchtigen. In einer zunehmend datengetriebenen Welt, in der Unternehmen auf präzise Erkenntnisse angewiesen sind, um fundierte Entscheidungen zu treffen, ist es entscheidend, systematische Verzerrungen aktiv zu minimieren.

Die verschiedenen Arten von Bias – von Sampling Bias über Response Bias bis hin zu algorithmischen Verzerrungen – erfordern unterschiedliche Ansätze, um sie zu identifizieren und zu reduzieren. Unternehmen und Marktforscher müssen nicht nur ihre Methoden stetig überprüfen, sondern auch sicherstellen, dass ihre Forschungspraxis auf den Prinzipien der Objektivität, Neutralität und Repräsentativität basiert. Digitale Tools und Technologien bieten neue Möglichkeiten, Bias zu reduzieren, aber sie bringen auch neue Herausforderungen mit sich, die aktiv adressiert werden müssen.

Letztlich liegt die Verantwortung bei den Marktforschern, die nicht nur technisches Know-how, sondern auch ethische Sensibilität und methodische Sorgfalt mitbringen müssen. Nur so können sie sicherstellen, dass die gewonnenen Daten eine zuverlässige Grundlage für strategische Geschäftsentscheidungen bieten.

Die Zukunft der Marktforschung wird weiterhin von der Herausforderung geprägt sein, Bias zu minimieren. Unternehmen, die in präzise und unverzerrte Daten investieren, werden einen klaren Wettbewerbsvorteil erzielen. Es bleibt eine kontinuierliche Aufgabe, den Einfluss von Bias zu erkennen, zu verstehen und durch innovative Ansätze und Methoden so weit wie möglich zu begrenzen. Nur durch diesen Einsatz wird es möglich sein, in der dynamischen und sich ständig verändernden Welt der Marktforschung nachhaltige und valide Ergebnisse zu erzielen.

 

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Dr. Jürgen Hamberger ist Head of Research beim Marktforschungsinstitut Splendid Research GmbH aus Hamburg

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Jürgen Hamberger – Head of Research

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